Mikroskopkamera: Fazit & Anregungen

Veröffentlicht am 25. August 2016 von TIS Marketing.

Ursprünglich veröffentlichter Artikel in der Fachzeitschrift Mikroskopie (Jahrgang 3, Nr. 1/2016, S. 37-51) von J. Piper und M. Torzewski. Gegliedert in Abschnitt: 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10 und 11.

Fazit

Mit der hier getesteten Kamera hat der Hersteller einen wesentlichen Schritt in Richtung einer "Universal-Kamera" vollzogen. Im Unterscheid zu manch anderen Aufsatzkameras, bei denen der Anwender nach Demontage des Kamera-Bodys direkt auf den Sensor schauen kann, stellt die hier getestete Kamera eine vollständige, in sich geschlossene Einheit dar, bestehend aus Linsensystem, Autofokus und klein dimensioniertem Lichteintritt. Diese Komponenten gewährleisten eine sehr hohe Schärfentiefe und wirksame Korrektur etwaiger Abweichungen der idealen Schärfeebene. Daher ist diese Kamera nach Maßgabe unserer Tests in der Lage, bei unterschiedlich konzeptionierten Mikroskopen verschiedener Hersteller ein brauchbares Bild zu erzeugen. Werksseitig vorgesehen ist das kameraseitige Okular für Tuben mit 30 mm Steckdurchmesser und voll auskorrigiertem Zwischenbild. Wenn das Zwischenbild nicht voll korrigiert ist, bleibt es "Glücksache", in wieweit dessen Restfehler zu sichtbaren Qualitätsminderungen führen.

Der universelle Einsatz des Kamera-Moduls wird weiterhin dadurch ermöglicht, dass anstelle des mitgelieferten Kameraokulars auch viele Originalokulare anderer Mikroskop-Hersteller an der Kamera verwendbar sind. Hierdurch wird selbstredend das Problem von nicht auskorrigierten Zwischenbildern umgangen, wenn die originalen Kompensationsokulare mit der Kamera kombiniert werden.

Der Kamerachip hat sich als sehr leistungsfähig erwiesen; er kann durchaus mit Chips deutlich kostspieligerer und aufwändiger konzipierter Aufsatzkameras von MikroskopMarkenherstellern "mithalten".

Wenn das volle Sehfeld abgebildet werden soll, ist von Nachteil, dass die Randschärfe des mitgelieferten Kamera-Okulars nicht ideal ist. Für randscharfe Fotos sollten daher nur etwa die mittleren zwei Drittel des Sehfeldes verwendet werden. Andere plan korrigierte GroßfeldOkulare von Markenherstellern können - auch in Kombination mit der Kamera - sichtbar bessere Randschärfe erzeugen.

Ein wirkliches "Highlight" ist der gemittelt und selektiv einsetzbare Autofokus. Dieser arbeitet so schnell und präzise, dass er eine reproduzierbarere Exaktheit in die Bildschärfe bringt, die - je nach Auge - einer subjektiv-visuellen Fokussierung gleichwertig oder überlegen sein kann.

Alles in allem zeigt die Kamera sehr gute Qualitäten und eine ebenso gute Preis-Leistungs-Relation.

Hinsichtlich der Video-Funktionen kann diskutiert werden, ob eine Videoaufzeichnung mit Standard-Foto- oder Filmkameras vorteilhaft sein könnte, weil diese in aller Regel auch bei Full-HD-Farbvideos eine problemlose Live-Beobachtung auf Bildschirmen oder Kameradisplays ermöglichen und oftmals Video-Dateiformate verwendet werden, die weniger Speicherplatz erfordern, als das AVI-Format.

Als positiver Nebeneffekt ist zu werten, dass die Kamera als solche auch außerhalb der Mikroskopie für Fotos und Videoaufnahmen einsetzbar ist, die eine hohe Schärfentiefe zeigen und deren Qualität speziell im Nahbereich für einfache Dokumentationszwecke hinreichend sein dürfte. Auch in einigen medizinischen Anwendungsfeldern könnte die Kamera nach Maßgabe unserer Tests eingesetzt werden, so beispielsweise zur schnellen Dokumentation von Wunden und anderen Hautveränderungen, oder als Dentalkamera in der Zahnmedizin.

Konstruktive Anregungen zur Weiterentwicklung

Wünschenswert wäre, diese Kamera herstellerseitig mit noch leistungsfähigeren Okularen zu bestücken, die eine höhere Planität als das derzeitig eingesetzte Okular des Herstellers Meiji zeigen. Weiterhin wäre anzuregen, mehrere Kamera-Tuben von unterschiedlichen Durchmessern vorzuhalten. Dies wäre mit minimalem Produktionsaufwand zu realisieren, da es sich ja bei diesen Tuben nur um zylindrische Röhren mit einem einheitlichen Schraubgewinde handelt. So könnte der Kunde denjenigen Tubus dazukaufen, der an den Okularstutzen bzw. das Okular seines Mikroskops im Durchmesser möglichst gut passt. Da die Software über weitreichende Möglichkeiten verfügt, eine Vielzahl von Parametern manuell zu verändern, wäre anzuregen, eine "Reset-Funktion" zu integrieren, welche "auf Mausklick" alle standardmäßigen Werkseinstellungen wiederherstellt.